Wo Liebe ist, da ist auch ein Weg – Das Leben mit einem Demenz-Patienten

Foto: Christina Brigitte Buk (Privat): Der Lieblingsplatz von Christina und ihrem Vater in Vieste (Italien)

Für unseren Blog sind wir immer wieder auf der Suche nach interessanten Gesprächpartnern. Deshalb posteten wir vor ein paar Tagen einen Aufruf über unsere Social-Media-Kanäle: Wir suchten einen Angehörigen, der uns etwas über das Leben mit einem Demenz- oder Alzheimer-Patienten erzählen kann. Bei uns meldete sich Christina Brigitte Buk. Sie kümmert sich um ihren Vater.

Hallo, Christina! Wie wurde die Krankheit bei deinem Vater festgestellt?

Er vergaß immer wieder Dinge, weshalb wir dann zum Arzt sind, um es kontrollieren zu lassen. Dann bekamen wir 2010 die Diagnose Demenz – mit gerade einmal 60 Jahren.

Inwieweit ist die Krankheit ausgeprägt?

Mittlerweile ist mein Vater schwer demenzkrank. Er weiß nicht, wer wir sind, aber orientiert sich an Stimmen, die er gewohnt ist und reagiert nur auf diese.

Wie schwierig war es, die entsprechenden Pflegestufen zu bekommen?

Die Pflegestufe war nicht schwer zu bekommen. Bei meiner Mutter war das deutlich schwieriger.

Was für Maßnahmen hast du nach der Diagnose ergriffen?

Erstmal keine Maßnahmen. Es hat sich alles von alleine eingespielt mit der Zeit. Am Anfang haben wir viel geweint, doch ich habe meinem Vater versprochen: Wir gehen den Weg gemeinsam, egal was passiert. Und wenn wir zusammen untergehen, dann mit gehisster Fahne.

Wie hat sich die Krankheit auf das Familienleben ausgewirkt?

Mittlerweile sind sehr viele Dinge einfach nicht mehr möglich, die für andere Familien normal sind. Aber man gewöhnt sich daran und ab und zu übernimmt mein Bruder, damit wir mal was unternehmen können.

Wie gehen Kinder in der Familie mit der Krankheit um?

Ich habe zwei Söhne, die quasi damit aufgewachsen sind, dass die Großeltern krank sind. Dementsprechend haben sie einen ganz anderen Umgang damit. Sie lieben ihren Opa und wenn mal die Sonde piept, wissen sie, wie man die ausstellt. Oder sie stecken Opa zwischendurch Schokolade zu.

Inwiefern empfindest du das Pflegen deines Vaters als psychische Belastung?

Ich empfinde es nicht als Belastung, denn jeder Moment, in dem er lacht oder sich freut ist es wert. Wir fahren auch einmal im Jahr mit ihm in seine Heimatstadt Vieste. Trotz Pflegegrad 5 ist alles möglich, wenn man nicht aufgibt.

Wie vereinbarst du das mit deinem Beruf?

Ich bin seit 2016 in Pflegezeit, da meine Eltern beide Krank waren und das zu viel geworden wäre.

Warum hast du dich dazu entschieden, die Pflege zuhause zu machen?

Weil ich die Situationen in Deutschen Pflegeheimen kenne und ich meinen Eltern sowas nie angetan hätte. Des Weiteren kommen da meine Italienischen Wurzeln zum Vorschein: Dort gibt es sowas nicht.

Was läuft trotz Krankheit immer noch gut mit deinem Vater?

Es läuft gut, dass er da ist, dass er lächelt und Süßes liebt. Man muss vieles einfach mit Humor nehmen, dann lässt sich das leichter handeln. Man muss positiv bleiben, sonst geht man daran kaputt. Meine Oma sagte immer: „Wo Liebe ist, da ist auch ein Weg.“

Vielen Dank für das Gespräch und deine ehrlichen Worte.

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