6G wird in Zukunft eine bedeutende Rolle für vernetzte medizinische Anwendungen haben. Dies wurde während eines Treffens der Beteiligten des Forschungsprojekts „6G-Health“ in der Charité in Berlin diskutiert. Krankenhäuser können jedoch auch mit dem 5G-Netz den Weg zum Smart Hospital einschlagen.

Die Teilnehmer, die im Rahmen des landesweiten Forschungsprojekts „6G-Health“ an der Charité zusammengekommen waren, waren sich einig: Im Gesundheitssystem der Zukunft sollte der Mensch im Mittelpunkt stehen. Das betrifft nicht nur Patienten, sondern auch Angehörige und medizinisches Fachpersonal.

Gefährdung der Versorgung durch Fachkräftemangel und lange Liegezeiten

Bei dem Treffen wurde insbesondere darüber diskutiert, wie medizinische Anwendungen in Verbindung mit Kommunikationsnetzen die klinische Zusammenarbeit verbessern und den Behandlungsalltag von Patienten bereichern können. Es gibt viele Ideen und Ansätze: Krankheiten wie Herzerkrankungen, Bluthochdruck oder Diabetes könnten zukünftig mithilfe vernetzter Wearables nicht nur beobachtet, sondern auch effizient ausgewertet werden. Computerunterstützte Exoskelette könnten Patienten mehr Bewegungsfreiheit verschaffen und Pflegekräfte beim Umgang mit bettlägerigen Patienten unterstützen. Darüber hinaus bieten die Digitalisierung und neue Technologien auch an anderen Stellen im Gesundheitswesen Vorteile. Der Fachkräftemangel und lange Liegezeiten von Patienten gefährden die Versorgung. Jedoch sollen die Digitalisierung, neue Technologien und Vernetzung dieser Entwicklung entgegenwirken.

Um das Konzept eines smart Hospitals zu realisieren, sind schnelle Mobilfunknetze erforderlich. Die Daten müssen schnell und zuverlässig übertragen werden können. Dies ist bereits mit dem 5G-Standard möglich, besonders sicher in 5G-basierten Campus-Netzen. Mit dem zukünftigen Standard 6G wird das Mobilfunknetz noch leistungsstärker sein. 5G Campus-Netze sind lokale Mobilfunknetze auf dem Gelände eines Krankenhauses, die in der Regel der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, um sensible Daten zu schützen. Sie sind präziser, stabiler und sicherer als WLAN-Netze. Der Einsatz von Edge-Computing vor Ort in einer Klinik bietet den Vorteil, dass die Daten näher an der Datenquelle verarbeitet, analysiert und gespeichert werden können. So entfallen lange Wege zu Servern an anderen Standorten.

Zusammenarbeit mit Ärzten und Fachkräften für Standardisierung von 6G erforderlich

Susanne Schlagl, Leiterin von Vodafone Health, sieht die bevorstehende Krankenhausreform als Chance, bereits heute die Grundlagen für die „smarten Kliniken“ der Zukunft zu schaffen. Sie betont, dass die Vernetzung zwischen den Versorgern, möglichst sektorenübergreifend, ein Schlüssel zur digitalen Transformation sein wird und zur erhofften Qualitätssteigerung beitragen kann. Bei der aktuellen Standardisierung von 6G ist eine Zusammenarbeit mit Ärzten und Pflegekräften erforderlich, um den Standard basierend auf deren Erfahrungen und Arbeitsabläufen zu definieren.

Dr. Ralf Irmer, Projektleiter von 6G-Health und Leiter des neuen Vodafone Tech Innovation Centers in Dresden, weist darauf hin, dass ein kommerziell verfügbares 6G-Netz tatsächlich erst nach 2030 erwartet wird. Er hebt hervor, dass bereits das heutige 5G-Netz viele neue Möglichkeiten für die Patientenversorgung auf dem Land und in Krankenhäusern bietet. So verbessert die videobasierte Online-Sprechstunde den Zugang zu Ärzten im ländlichen Raum. Smarte Diagnostikgeräte wie der mobile Ultraschall übertragen hochauflösende Bilder in Echtzeit auf das Smartphone eines Arztes auf einer anderen Station.

Vernetzter Operationssaal als erster Schritt in Richtung Smart Hospital

Prof. Dr. Thomas Neumuth, technischer Direktor des ICCAS an der Universitätsmedizin Leipzig und stellvertretender Projektleiter von 6G-Health, betont die Bedeutung von Forschungsprojekten und erklärt, dass die Verknüpfung von 6G mit biomedizinischen Technologien und verbesserten KI-Funktionen die medizinische Versorgung und Forschung grundlegend verändern wird. Dies ermöglicht eine Echtzeitüberwachung und -behandlung von Patienten und trägt zur Kostensenkung bei.

Prof. Dr. med. Sascha Treskatsch, Direktor der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin am Campus Benjamin Franklin der Charité – Universitätsmedizin Berlin, sieht den vernetzten Operationssaal als ersten Schritt in Richtung eines intelligenten Krankenhauses. Als weiteren Schritt nennt er den einfachen Austausch von Biosignalen innerhalb des Gesundheitssystems, der es ermöglicht, patientenspezifische Grenzwerte durch KI-Analysen abzuleiten. „Durch solche Echtzeit-Unterstützungssysteme könnten wir die perioperative Versorgung individuell auf den einzelnen Patienten abstimmen und Komplikationen verhindern.“

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