Die deutsche Industrie sieht sich derzeit mit herausfordernden Zeiten konfrontiert. Massive Energiepreissteigerungen und hohe Lohnabschlüsse aufgrund von Inflation und teurer Kredite wirken sich negativ auf Investitionen aus. Und das auch in der MedTech-Industrie. Aktuell blickt die Branche mit gemischten Gefühlen in die Zukunft.
Peter Brehm, Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender des fränkischen Implantatherstellers Peter Brehm GmbH, bezeichnet die aktuelle Situation als schwierige Mischung für alle Unternehmen in der MedTech-Branche. Der Industrieverband Spectaris, in dem Vertreter der Medizintechnik- und Hilfsmittelindustrie organisiert sind, beobachtet eine durchwachsene Stimmung bei den Herstellern. Obwohl die Umsätze in der ersten Jahreshälfte nominal gestiegen sind, spürt die Branche zunehmend Belastungen durch hohe Energie- und Regulierungskosten sowie steigende Personalkosten.
Das Geschäftsklima wird als trüb wahrgenommen. Der ifo-Geschäftsklimaindex für die Herstellung von medizinmechanischen Erzeugnissen befindet sich momentan auf dem niedrigsten Stand seit knapp zwei Jahren. Die deutsche Wirtschaft wird voraussichtlich um 0,5 Prozent schrumpfen, so der Internationale Währungsfonds (IWF). Denn nicht nur für den Standort Deutschland wurde fehlendes Wachstum registriert. Auch beim internationalen Wettbewerb schneidet Deutschland zunehmend schlechter ab. Zudem erschweren die steigenden Zinsen der Europäischen Zentralbank den Kreditzugang, insbesondere für mittelständische Unternehmen aus allen Wirtschaftsbereichen.
Bürokratie, Rechtsunsicherheit und die Belastung durch die Medizinprodukte-Richtlinie in der MedTech-Industrie
Die MedTech-Industrie in Deutschland sieht sich nicht nur konjunkturellen Herausforderungen gegenüber, sondern auch hausgemachten Problemen wie einer überbordenden Bürokratie und Rechtsunsicherheit. Der Mittelstand, der über die Hälfte der Wertschöpfung in der Branche generiert, leidet besonders unter den aufgebauten Hürden.
Die aktuellen Schwierigkeiten werden durch die europäische Medizinprodukte-Richtlinie (MDR) verschärft, die als größte Hürde für Investitionen in Neuprodukte angesehen wird. Unternehmen klagen über hohe Kosten und einen massiven Umverlagerungsdruck, da Deutschland nicht mehr als Erstmarkt für neue Medizinprodukte gilt.
Die Belastungen durch MDR und weitere Auflagen führen dazu, dass viele Unternehmen ihre Investitionen in Deutschland verringern. Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) fordert daher Maßnahmen wie die Abschaffung der Rezertifizierung alle fünf Jahre, besseren Datenzugang und ein Antragsrecht beim Forschungsdatenzentrum für Medizinprodukte-Unternehmen, um die Lasten zu reduzieren.