Die zentrale Notaufnahme wird für viele Deutsche zur Behandlungsanlaufstelle Nr. 1. Bereits 25 Millionen Menschen nehmen den 24/7-Dienst jährlich in Anspruch. Tendenz steigend. Die beklagten Symptome erstrecken sich dabei von einem leichten Husten, über eine Schnittwunde bis zur Reanimation. Wir möchten heute einen Blick hinter die Kulissen der Notaufnahme werfen und eine Antwort auf die Frage finden: Warum dauert das eigentlich hier immer solange?
Notfälle werden nach Dringlichkeit eingeteilt
Wer wann verarztet wird entscheiden speziell geschulte Pflegekräfte anhand eines fünfstufigen Einschätzungssystems. Liegend eingelieferte Notfälle bzw. akut lebensbedrohte Patienten haben die höchste Dringlichkeit (Stufe 1) und werden immer als Erstes behandelt.
Menschen mit alarmierenden Symptomen wie Brustschmerzen (Stufe 2) dürfen auch mit einer kurzen Wartezeit rechnen. Patienten mit Fieber (Stufe 3), umgeknickten Fuß umgeknickt (Stufe 4) oder solche, die ein Rezept brauchen (Stufe 5) müssen sich dagegen gedulden. Das Prinzip „Wer zuerst kommt mahlt zuerst“ greift in der Notaufnahme nicht. Hier entscheidet rein die Ersteinschätzung der Ankommenden nach Symptomen den Behandlungsstatus.
Viele Stationen von der Notaufnahme bis zur Station
Die größte Wartezeit entfällt damit auf das Wartezimmer einer zentralen Notaufnahme. Je nach Einschätzung müssen anschließend einige Untersuchungen (Röntgen, Ultraschall, EKG, Labor) durchgeführt werden. Erst die Diagnose entscheidet über die Schwere der Erkrankung. Diese stellt der Arzt jedoch erst, wenn ihn alle Befunde vorliegen. Der Zeitraum zwischen Untersuchungen und Diagnose ist somit der zweite große Zeitfresser, den die Patienten wieder im Wartezimmer verbringen. Einzig Herzinfarktpatienten umgehen diese Warteblocks meist und werden direkt vom Rettungswagen ins Katheter Labor gebracht, wo das verschlossene Gefäß geöffnet wird.
Über 60% der Patienten gehen wieder heim
Mit der Diagnose des Arztes fällt die Entscheidung, ob ein stationärer Aufenthalt folgt oder der Patient nach Hause darf. Nur bei einem Drittel der Behandelten ist eine stationäre Weiterbehandlung notwendig. Zwei Drittel der Patienten hätte auch der niedergelassene Arzt behandeln können. Vermeidbare Kosten: 4,8 Millionen Euro.
Ziel: Portalpraxen der Notaufnahme vorschalten
Lösen soll das Problem nun die Portalpraxen als zentrale Anlaufstelle an den Krankenhäuser. Den Notaufnahmen vorgeschaltet soll in dem extra Bereich geschultes Personal entscheiden, welcher Patienten zum Hausarzt bzw. ärztlichen Notdienst verwiesen werden kann und welche Fälle für die Notaufnahme sind. Die Existenz der Portalpraxen ist aber noch sehr umstritten. So bezweifelt z.B. die Charité in Berlin Mitte, dass der ärztliche Bereitschaftsdienst von Patienten künftig besser angenommen wird. Bis hier eine einheitliche Lösung gefunden wurde heißt es für die Patienten in der Notaufnahme, weiter warten! Aber immerhin bedeutet eine lange Wartezeit, dass die Symptome nicht lebensgefährlich sind. Zumindest ein kleiner Wermutstropfen.