Jan Schellenberger von der Health AG blickt in die Glaskugel: Wie wird sich eHealth in den nächsten Jahren entwickeln und wo liegen die größten Vorteile?
Herr Schellenberger, für die meisten Experten ist eHealth alternativlos. Trotzdem sieht es in der Praxis oft anders aus. Was denken Sie: Wird sich eHealth in Pflege und Gesundheit in Kürze flächendeckend durchsetzen oder bleiben Pflege und Gesundheit Systeme, in denen der Wandel nur schleichend seinen Durchbruch findet?
Um eine vollumfängliche und flächendeckende Digitalisierung des Gesundheitswesens zu gewährleisten, bedarf es zunächst der notwendigen Infrastruktur – der lückenlose Glasfaserausbau ist dafür die Voraussetzung. Ich rechne daher frühestens in vier bis fünf Jahren mit einer flächendeckenden Umsetzung. Zudem ist es in meinen Augen essentiell, dass der Patient, der Gesetzgeber und der Arzt an einem Strang ziehen. Für ein tragfähiges System müssen sich alle drei Perspektiven aktiv einbringen und am Gelingen mitwirken.
In welchem medizinischen Bereich sehen Sie den größten Nutzen von eHealth?
Grundsätzlich in allen Bereichen, in denen Bilderkennung eine Rolle spielt. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz bietet die großartige Möglichkeit, Interpretationszeiten von Daten zu verringern und gleichzeitig die Qualität zu erhöhen. Insgesamt wird die Branche davon profitieren, dass durch eHealth die Prozesskosten sinken und die Administration schneller und damit auch besser wird. Ärzte und Praxismitarbeiter können sich wieder ausschließlich darum kümmern, wofür sie ausgebildet wurden – um die Betreuung des Patienten.
Wie arbeiten Sie persönlich daran, E-Health in das Pflege- und Gesundheitssystem zu integrieren?
In erster Linie treibe ich als CTO digitale Prozesse bei der Health AG voran. Ich verstehe mich jedoch als Teil eines Ökosystems und habe es mir zur Aufgabe gemacht, die Abläufe in allen Bereichen meines beruflichen und privaten Lebens zu hinterfragen. Ich möchte Menschen dazu animieren, auf ineffiziente Prozesse aufmerksam zu machen und sie neu zu denken: So meide ich beispielsweise konsequent Ärzte, die keine Online-Terminvergabe anbieten oder frage beim Arztbesuch genau nach, warum die Praxis keinen digitalen Anamnesebogen nutzt. Je stärker wir auch in der Rolle des Patienten die Digitalisierung einfordern, desto schneller ändert sich das System.
Zur Person
Jan Schellenberger arbeitet seit 2015 als Chief Technical Officer (CTO) bei der Health AG und verantwortet die Bereiche IT, Infrastructure und Innovation. Hier steuert er die Weiterentwicklung und Optimierung aller Geschäftsprozesse.
Der Diplom-Softwaretechniker ist seit seinem Studium in den Bereichen Organisationsentwicklung, Business Development, Personal und IT tätig. Als Geschäftsführer, Beirat und Aufsichtsrat hat er viele Unternehmen aus der IT- und der Finanzbranche beraten. Sein Fokus war und ist dabei immer, innovative und bleibende Lösungen zu finden. In seinen Seminaren legt er großen Wert darauf, den Teilnehmern sein Wissen anschaulich und nachhaltig zu vermitteln.
Über die Health AG
Die Health AG bietet innovative Finanzprodukte und Abrechnungsdienstleistungen für den Gesundheitsmarkt und unterstützt damit Zahnärzte bei der wirtschaftlichen Steuerung ihrer Praxis. Das Hamburger Unternehmen entwickelt all seine Produkte nach dem Prinzip der Co-Evolution: gemeinsam mit Zahnärzten für Zahnärzte. Zusammen mit über 600 Co-Evolutions-Partnern entstehen so passgenaue Angebote, die das Unternehmen zu einem wichtigen Impulsgeber im Markt machen. Mit rund 200 Mitarbeitern an den Standorten Hamburg und Berlin betreut die Health AG über 2.000 Kunden. Hinter der Health AG steht das Unternehmen Health Coevo AG, Teil der österreichischen BAWAG Group.