Steigende Strompreise setzen auch Rechenzentrumsbetreiber unter Druck. Der Verband Bitkom e. V. fordert daher die Berücksichtigung der systembezogenen IT-Infrastruktur in Notfallplänen. Bernhard Rohleder, Geschäftsführer des Digitalverbands Bitkom, betont, dass die Lage in der digitalen Wirtschaft sich durch den starken Anstieg der Energiepreise nach dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine zugespitzt hat. Um die Digitalisierung voranzutreiben und die digitale Souveränität Deutschlands zu stärken, seien konzertierte Maßnahmen zur Entlastung erforderlich. Gerade in stark ausgelasteten Colocation-Rechenzentren machen die Stromkosten den größten Anteil der Betriebskosten aus.
Managed Data Center stellen die IT-Infrastruktur und Server für die IT-Anwendungen eines Unternehmens bereit und leiten Stromrechnungen in der Regel direkt und größtenteils vollständig an diese Unternehmen weiter. Auch im Cloud-Rechenzentrumsbereich ist mittelfristig mit steigenden Preisen zu rechnen. Hohe Strompreise belasten nicht nur die Branche selbst, sondern treffen alle Unternehmen, die auf Rechenzentren und Kommunikationsnetze angewiesen sind, betonte Rohleder.
Prioritäten in Rechenzentren bei Stromknappheit im Winter
Neben dem schnellen Ausbau erneuerbarer Energien seien auch Standortbedingungen notwendig, um „das Rechenzentrum auf dem Land zu halten“. Die Nachfrage nach Rechenzentrumskapazität und -standort nimmt weiterhin deutlich zu. Laut Bitkom gibt es derzeit in Deutschland rund 3.000 Rechenzentren mit mehr als 40 kW IT-Anschlussleistung und mindestens 10 Server-Racks. Hinzu kommen rund 47.000 kleine IT-Installationen. Der aktuelle Strombedarf deutscher Rechenzentren liegt bei 16 Mrd. kWh pro Jahr.
Laut der Bitkom-Studie „Rechenzentren in Deutschland“ des Borderstep Instituts dürfte die jährliche Wachstumsrate der Nachfrage bis 2030 zwischen 3,5 % und 5 % liegen. Der Verband forderte angesichts der drohenden Stromausfälle im Herbst und Winter die Priorisierung von Zentren mit systemnaher IT-Infrastruktur. Bei den meisten Betreibern seien die zur Notstromversorgung eingesetzten Dieseltanks bereits voll gefüllt, sagte Rohleder. Hinsichtlich möglicher Stromengpässe lassen die aktuellen Vorschriften nur Probleme für große Rechenzentren mit jährlichen Anschlusslasten von mehr als 3,5 MW/Jahr zu.